In den Folge-Tagen gehen die Anschreiben an die Gläubiger raus, Herr P. erhält
entsprechende Abschriften.
Gut, also eigentlich erhält er den selben Brief ungefähr 12-mal, denn soviele Gläubiger hat er, und die Briefe unterscheiden sich jetzt gerade mal in der Anschrift, der Anrede und der Angabe eines
Aktenzeichens. Aber man hat ja auch eine Gesamtverantwortung gegenüber Post und der Papierindustrie und so bekommt Herr P. also von jedemdieser Briefe eine Abschrift samt Begleitschreiben. Nein, ich habe aufgegeben, das zu hinterfragen.
Etwa eine Woche später habe ich die Akte wieder auf dem Schreibtisch. Mit
einem Vermerk über einen Anruf.Gesprächsnotiz
Anrufer: Herr P. in seiner Insolvenzsache.
Sie haben zwei total falsche Gläubiger angeschrieben. Seine Baufinanzierungen
sind bei "Topzins-Baufinanzierungen" und bei "Sparkasse Unterdorf". Die "Gute
Geschäftsbank AG" und "Kreissparkasse Schönesland" sind total falsch. Es
müssen jetzt unbedingt die richtigen Gläubigern angeschrieben werden. Er will
sich aber noch überlegen, ob er nicht lieber woanders hingeht, er hat kein
Vertrauen mehr.
Ich beiße in die Tischkante, falle danach hintenüber und bleibe ca. 10 Minuten
krampfend auf dem Teppich liegen.
Danach ist man so herrlich entspannt und hat den Kopf frei. Ich greife zum Diktiergerät:
Sehr geehrter Herr P.,
diesen ganzen Kram mit "Topzins-Baufinanzierung" und der "Sparkasse Unterdorf"
hatte ich Ihnen in dem entsprechenden Gespräch am XX.YY.2011 doch ausführlich
erklärt.
Gerne aber für Sie nochmal langsam:
"Topzins-Baufinanzierung" ist ein Werbespruch der "Gute Geschäftsbank AG".
Mit einem Werbespruch haben sie aber keinen Kreditvertrag, sondern mit der
"Gute Geschäftsbank AG", das steht auch so ausdrücklich im Vertrag.
Aus der Sparkasse Unterdorf ist mittlerweile die "Kreissparkasse Schönesland"
geworden. Die Sparkasse Unterdorf gibt es also so nicht mehr, daher kann man
an die nicht mehr schreiben.
Freundlicher Gruß
[kritzel]
Rechtsanwalt
PS: Wenn sie das Mandat kündigen wollen, werde ich Sie nicht aufhalten.
An dieser Stelle mal ein Lob an Frau RAFA, die schafft es durchaus solche
Briefe selbstständig sozialtauglich umzuformulieren.
Montag, 11. April 2011
P wie Pleite II
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1 Kommentar:
*vorlachenkringel*
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